Atelier – Die Plattform für neue Kunst und Choreographie
- Performance Diverse Genres
- Fr. 10.03.06 20 Uhr
Kleine Bühne
Tanz/Performance
OIKOS (15 min.)
Konzept/Choreographie: Ji-hyun Youn (Amsterdam)
Performer: Diego Gil, Felix Marchand
Die Grundlage für Oikos bildet Ji-hyun Youns Interesse für den österreichischen Physiker und Esoteriker Fritjof Capra (Das Tao der Physik) sowie die Heisenbergsche Unschärferelation von 1927. Letztere besagt, dass, ›[j]e genauer man den Ort eines Teilchens misst, umso ungenauer fällt die Messung seines Impulses aus, und umgekehrt.‹ Daher kann laut Ji-huyn Youn in dieser unserer Quantenwelt nur annähernd statistisch von der Möglichkeit des Seins oder der Erscheinung gesprochen werden. Die Choreographin entwickelt ihr Projekt ausgehend von der Idee, dass nicht die Logik der Quantenwelt und des orientalischen Mystizismus verstanden werden müsse, sondern die Logik selbst transzendiert werden solle.
Kachelfoyer
Tanz
SMALLTOWNSUPERMOVE (10 min)
Tanz / Choreographie: Juschka Weigel (Berlin)
Musik: Daniel Regenberg
Ein Tanz simpel zu dem Gedanken, wer sich wohl diese Phrase ausgedacht hat: "Hände hoch und keine falsche Bewegung" (O-Ton aus The Thomas Crown Affair und Dog Day Afternoon). Sind dem zufolge alle Bewegungen, in denen die Hände unten sind, richtig? Juschka Weigel öffnet dazu ihre Werkstatt. Sie zeigt im ATELIER Ideen, Gedanken und Ansätze zu dem Thema, das vielleicht zu einer zukünftigen Arbeit führt.
Foyer
Tanz
STALKER CITY / FASE 1 (15 min)
Tanz / Choreographie: Daniele Albanese (Parma)
Video: Giovanna Poldi Allai
Die Grundlage für Daniele Albaneses neuestes Projekt Stalker City / fase 1 ist die Lektüre des Buches Théorie du Bloom von Tiqqun, insbesondere dessen Definition des sogenannten Blooms, der Endzeitstimmung. Für den Entstehungsprozess des Werkes ist die physische Erforschung des Impulses von Bewegung besonders wichtig; als Basis dient die Release Technik und Tai Chi Chuan.
Kleine Bühne
Tanz / Performance
MIXTAPES (15 min.)
Tanz / Choreographie: Felix Marchand (Berlin)
Mentor: Martin Nachbar
Regieassistenz: Ayara Hernandez
Der Begriff ›Mixtape‹ bezeichnet technische Speichermedien wie Kassetten oder CDs, auf denen Musiktitel unterschiedlicher Gruppen neu zusammenstellt werden. Mit ihnen kann der an sich passive Konsument kreative Prozesse freisetzen und aktiv mitgestalten, indem er ein neues Produkt erschafft. Durch den Prozess der selbstbestimmten Auswahl von Musiktiteln werden die Kassetten oder CDs zu fassbaren Objekten des Erinnerns. Jedes Lied ruft im Hörer an eine individuelle Geschichte wach? Es sind insbesondere diese persönlichen Assoziationen, die Felix Marchand interessieren. Neben dem Wunsch nach Individualität fungieren die ›Mixtapes‹ darüber hinaus auch als eine Art kollektives Gedächtnis. Felix Marchand hat sich im Februar während seiner Residenz bei PACT Zollverein mit Verwendung und Inhalten solcher ›Mixtapes‹ auseinandergesetzt.
Performance
SPURENSUCHE / EIN BERICHT (15 min)
Lina Lindheimer (Berlin)
Dank an Katharina Bischoff, Philipp Schulte, Rabih Mroué
Spurensuche stellt Wahrheit her und berichtet über eine Untersuchung der Öffentlichkeit, deren man selbst Teil ist, solange die eigene Identität eindeutige Koordinaten aufzuweisen vermag.
Spurensuche eruiert die Glaubwürdigkeit verschiedenartiger Dokumente und täuscht die Möglichkeit absoluter Kontrolle durch vermeintliche Transparenz gegebener Informationen vor.
Wintergarten
Installation
ICH GLAUBE AN DIE LIEBE, UND DU
Stefanie Unruh (München)
Vielen Dank an das Skulpturenmuseum Glaskasten Marl!
Die Arbeit zeigt die von der Werbung kreierten, stereotypen Gesten und Posen männlicher Figuren, die auf der Suche nach der Liebe hilflos und erstarrt sind. "Ironisch wird der Irrglaube dargestellt, dass sich der Gefühlshaushalt ähnlich wie die Frage nach dem richtigen Styling konsumistisch regeln oder die Partnerwahl nach rein ökonomischen Strategien/Marktgesetzen steuern lässt." (Birgit Sonna) Meist ist den Konsumenten nicht bewusst, dass ihre Vorbilder aus der Werbung künstliche Ikonen sind und durch digitale Bearbeitung und Retusche dem Modeideal entsprechen. "In unserer mediatisierten Gesellschaft ist die Messlatte bei der Partnersuche nicht zuletzt so schwindelerregend hoch, weil sie von Prestige-Images, Markenzeichen und übersteigerten Körperikonen der Werbung entscheidend beeinflusst ist." (Birgit Sonna)
In der Videoinstallation werden die künstlich hergestellten Ikonen zweimal gebrochen: zuerst reduziert die Zeichnung sie auf Typus und Pose, anschließend stellt die digitale Animation sie in einen neuen inhaltlichen Kontext: die vordem das Glück verkörpernden Models, an denen sich andere orientieren, werden selbst zu Suchenden.
Die Arbeit wurde ermöglicht durch den Marler Videoinstallationspreis, den Stefanie Unruh 2004 erhielt.