Geschichte
Zeche Zollverein

Zeche Zollverein
Photo ©: Hans Blossey

Gründung

Als größte erhaltene Zechenanlage des Ruhrgebiets umfasst Zollverein XII den ganzen Kosmos einer bergbaulichen Arbeits-, Produktions- und Lebenswelt. Mit Zollverein erinnerte der Gründer, Franz Haniel, an den 1834 von Preußen betriebenen wirtschaftlichen Zusammenschluss von 18 deutschen Staaten zu einem Zoll- und Handelsverein.

Umgebung

Das ehemalige Bergwerk ›Zollverein‹ befindet sich im Essener Norden und erstreckt sich über die Stadtteile Katernberg, Stoppenberg, und Schonnebeck. Durch den Bau der Zeche kam es zu einer Bevölkerungsexplosion und einem gravierenden Wandel der vormaligen Dorfstruktur. Für die vorwiegend aus Ostpreußen, Pommern, Mecklenburg und Schlesien stammenden Arbeiter und ihre Familien wurden Siedlungen in unmittelbarer Nähe der Schachtanlagen errichtet. Von der Zeche gebaut oder finanziert, verfügten sie über Kindergärten, Schulen, ein Krankenhaus, Kirchen, Friedhöfe und eine Reihe von Konsumangeboten. Die typischen Bergarbeiterhäuser prägen bis heute das Straßenbild und die Atmosphäre der Umgebung.

Schacht 1/2/8

Die Ortswahl für den ersten Schacht ergab sich durch die 1847 eröffnete Eisenbahnlinie von Köln nach Minden. An geologisch günstigem Ort beginnt 1851 mit dem Schacht 1/2/8 die Kohleförderung. Rund 30 Jahre später findet hier die komplette Aufbereitung, Verkokung und Verladung der Kohle statt. Mit Einrichtung der Kaue 1907 wird Schacht 1/2/8 zum Dreh- und Angelpunkt aller Menschen ›unter Tage‹ auf ganz Zollverein.

Schacht XII

Heute besteht das Bergwerk Zollverein aus 5 einzelnen Schachtanlagen mit insgesamt 12 Schächten. Schacht 12 wurde geplant und gebaut, um die Kohle der anderen 4 Schachtanlagen zentral und voll mechanisiert zu heben und aufzubereiten.

Fritz Schupp (1896-1974) und Martin Kremmer (1894-1945) wurden mit der Aufgabe betraut, die vielfältigen technischen Einrichtungen eines Großzechenbetriebes nicht nur funktional, preiswert und schnell sondern auch flexibel in Hinsicht auf mögliche Geländebewegungen und betriebsnotwendigen Veränderungen zu gestalten.
Das Ergebnis der Bauphase von 1928- 1932 ist ästhetisch wie konzeptionell komplexer Gesamtentwurf, dessen Formensprache auf dem Architekturvokabular des Bauhauses entwickelt wurde.

Mit der Fertigstellung von Schacht XII wurde Zollverein seinerzeit das modernste Bergwerk Europas und die größte Zeche im Ruhrgebiet, die eine Tagesförderung von ca. 12000t verwertbarer Kohle und damit eine Vervierfachung der üblichen Durchschnittsleistungen anderer Zechen aufweisen konnte.

Nach dem alle rentabel abbaubaren Kohlenvorräte gehoben waren, wurde am 23.12.1986 die letzte Schicht auf der Zeche Zollverein gefahren. Damit wurde auch die letzte noch aktive Zeche der Stadt Essen geschlossen.

Statt Abriss entschloss sich das Land NRW, die Zeche zu kaufen, sie unter Denkmalschutz zu stellen und grundlegend zu sanieren.

Weltkulturerbe

Am 14. 12. 2001 wurden die Zeche und die Kokerei Zollverein in die UNESCO-Liste der Kultur- und Naturerbes der Welt aufgenommen.

Masterplan

Am 21.02.2002 präsentierte der Rotterdamer Architekt und Städteplaner Rem Koolhaas / OMA (Office for Metropolitain Architecture) sein Konzept für den weiteren Ausbau des Gesamtareals der Zeche Zollverein. Kern des Masterplans ist die Entwicklung eines integrierten Design- und Kulturstandortes.

Geschichte
Die Kaue

Alte Waschkaue

Die Kaue ist genau genommen ein Umkleideraum mit Duschen auf einer Zeche. In der ›Weißkaue‹ legen die Bergleute ihre Straßenkleidung und in der ›Schwarzkaue‹ die Arbeitskleidung in Körben ab, die sie dann unter die Decke ziehen.

Trotz verbreiteter moralischer Bedenken wurde im Ruhrgebiet die Installation von Arbeiterbrausebädern angeordnet. Sie waren die hygienische Antwort der Bergbaubehörden auf die infektionsfördernden Gemeinschaftsbassins, in denen das Wasser nur einmal täglich gewechselt wurde.

1907 Fertigstellung der Waschkaue auf Schacht 1/2/8. Die Brauseanlage ist für 3000 Bergleute ausgelegt.

1964 Modernisierung

1986 Einstellung der Kohleförderung

Anfang der 90er wird die Kaue von Choreograph:innen der Region als Aufführungsort für den Tanz entdeckt. In den Folgejahren wird die Verwandlung in ein Haus für den zeitgenössischen Tanz auf Zollverein vorangetrieben.

1999-2000 Umbau der zweigeschossigen Waschkaue zum Choreographischen Zentrum NRW durch das Architekturbüro Mäckler, Frankfurt a. Main, mit dem Ziel, ›die originale Substanz mit nur minimalen Eingriffen zu erhalten‹.

Juli 2000 Einzug und Aufnahme des Programms mit Produktionen, Gastspielen, dem Trainings- und Qualifizierungsprogramm und dem ersten europäischen Hochschulaustausch

Februar 2002 Zusammenschluss des Choreographischen Zentrums NRW und der Tanzlandschaft Ruhr zu PACT Zollverein - Performing Arts Choreographisches Zentrum NRW Tanzlandschaft Ruhr