Deutsche Prepper
Verena Hahn

Themen

Verena Hahn 
›Deutsche Prepper‹
experimenteller Dokumentarfilm
ca. 50 min.

›Deutsche Prepper‹ ist ein experimenteller Dokumentarfilm, der den Welterfahrungen, Selbstwahrnehmungen und Praxen dreier Prepper nachgeht. Prepping ist ein Lebensstil, in welchem die Prepper Krisen antizipieren, sich in ständiger Vorbereitung darauf befinden und Vorräte horten. Sie erscheinen hier jedoch nur kurz vor der Kamera, denn Regisseurin und Protagonist*innen haben die Rollen getauscht. Der Film verhandelt Fragen nach Kompetenz, Normalität, Vertrauen, und danach, wer das Recht hat, zu führen und zu sprechen.

 

Regie: Verena Hahn
Kamera: Arthur B., Dominik E., Daniel S., Verena Hahn
Audio Postproduktion: Nicolas Epe
Künstlerische Beratung: Miriam Gossing & Lina Sieckmann
Gefördert von Nieuwe Vide Haarlem & Stroom Den Haag

 

Der Dokumentarfilm wurde im Rahmen des ATELIER No. 64 am 20.11.2020 um 20 Uhr gestreamt.

Interview mit Verena Hahn

In deinem Film “Deutsche Prepper” portraitierst du drei Personen, die sich auf Katastrophenszenarien vorbereiten. Was hat dich an dem Phänomen des Prepping interessiert und wie bist du mit den Protagonisten in Kontakt getreten?


Ich kann nicht mehr genau sagen, was das ursprüngliche Interesse war, weil sich der Fokus ständig verändert hat. Ein großer Einfluss war dann irgendwann die Arbeit der Filmemacherin Barbara Hammer, die in ihrer Arbeit untersucht, wie das Filmen an sich ein Akt des Raum einforderns sein kann, insbesondere für sie als lesbische Frau. Das hat mein Interesse am dokumentarischen Film stark geprägt, und ich wollte herausfinden, wie ich Film benutzen kann, um in Räume zu gelangen, die eigentlich für mich verschlossen sind. Die Prepper habe ich einfach über Youtube gefunden.
 


Die Kamera wird zum großen Teil von den Portraitieren selbst geführt. Spielt dieser Perspektivwechsel als dokumentarische Anordnung auch für deine Position als Filmemacherin, die einen Dokumentarfilm über verschiedene Männer macht, eine besondere Rolle?

Während des Films ist mir einmal mehr bewusst geworden, wie brutal die konventionelle Anordnung in dokumentarischen Formaten ist. Für die Person vor der Kamera, die Rede und Antwort stehen muss, kann jeder Ausrutscher zum Verhängnis werden, und plötzlich trendet man als Conora-Oma [sic] auf Youtube. Die ARD sollte sich ernsthaft fragen, ob sie den Leuten bei den Straßeninterviews nicht auch besser die Kamera geben sollte, das wäre nur fair.

 

Dein Film macht etwas sichtbar, dessen Grundvoraussetzung eigentlich der Entzug der Sichtbarkeit ist. Es geht um das Verstecken, wer wem vertrauen kann und welche Gemeinschaft sich im Katastrophenfall in einer dörflich geprägten Struktur entwickeln könnte. Welches Potenzial hat in deiner Arbeit der Dokumentarfilm, was kann er gesellschaftlich zeigen und aufdecken?

Ich würde gerne in Zukunft solche Situationen nur noch im dokumentarischen Film erleben, und nicht mehr als Echtzeitsituationen. Im Film habe ich Präsenz, auch wenn ich schweige oder mich unterordne. In einer natürlichen Begegnung mit den Protagonisten hätte es wahrscheinlich wenig Raum für mich gegeben, weil die Männer teilweise eine so starke Präsenz haben, oder einfach, weil ich für’s Prepping relativ unqualifiziert bin. Ich habe keine Lust, in Echtzeit konfrontativer zu werden. Ich finde es besser, der Passivität im Schnitt so viel Präsenz zu geben, bis sie fast dominiert.

Verena Hahn (*1992) ist eine Filmemacherin und Designerin. 2019 schloss sie ihr Studium an der Kunstakademie in Den Haag ab. Sie beschäftigt sich mit der Physikalität des Filmens und Gefilmtwerdens und den daraus resultierenden Möglichkeiten, Raum einzufordern, zu geben oder zu verweigern. 2021 ist sie Stipendiatin des Arbeitsstipendiums für künstlerischen Dokumentarfilm des Landes NRW.

www.instagram.com/verenhah/